Vergleich

Dem Herdentier Mensch ist das vergleichende Austarieren in der Gruppe in die evolutionäre Wiege gelegt. Menschen mit psychischen Erkrankungen kennen das Sich-Vergleichen wohl vielfach als negative Erfahrung (Stichwort: innerer Kritiker – »mein Kollege ist viel erfolgreicher als ich«, »meine beste Freundin ist sooo sportlich«).

Dabei kann ein Vergleich nicht nur ›runterziehen‹, sondern auch entlasten: Vielen Menschen geht es tatsächlich schlechter als mir – zumindest kann ich das sehen, wenn es mir gelingt, die Nase aus dem Depressionssumpf herauszustrecken.

Was macht den Unterschied zwischen den beiden Haltungen bzw. ist der verschiedene Maßstab? Man könnte sagen, das Glas ist halb voll oder halb leer, es hängt halt von einer positiven Grundeinstellung ab. Ist auch bestimmt nicht ganz falsch; nur ist Optimismus nicht unbedingt eine der Kernkompetenzen von Menschen in einer akuten depressiven Episode.

Mich hat auch hier Jay Shetty auf die Spur gesetzt: Letztlich geht es darum, eine liebevolle, fürsorgliche Haltung zu sich selbst einzunehmen. In Umkehrung der goldenen Regel der Moral gilt es, sich zu sagen (und dann entsprechend zu handeln), »behandle dich selbst so, wie du deinen besten Freund behandelst«. – Oder würden wir den ebenso rüde anfahren und zusammenputzen, wie wir es unseren destruktiven Stimmen mit uns selbst erlauben? Eben.