Struktur

Lao-tse sagt, »auch eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem ersten Schritt«, und Konfuzius sagt, »der Mann, der den Berg abtrug, war derselbe, der anfing, kleine Steine wegzutragen«. – Mein Freund Christian wird mich an dieser Stelle zum Kalenderspruch-Texter des Tages nominieren oder nachfragen, wann ich mich endlich in der Glückskeks-Industrie einbringe.

Das hält mich aber nicht davon ab, mit beiden Aphorismen hier einen bestimmten Gedanken zu verbinden: Zwar habe ich eine natürliche Abneigung gegen Motivationstrainer-Sprech, worin sie häufiger Eingang finden – aber das ist vor allem Mode bzw. das geschickte Ausbeuten des Allgemein-Menschlichen in der Berater-Branche.

Denn ohne Zweifel habe die beiden Sentenzen einen wahren Kern, er handelt von der Bedeutung des Beginnens (vgl. Machen): Wer nicht aufbricht, kann nicht reisen; wer nicht einen ersten Stein wegnimmt, wird nie ein Stück Land urbar machen. Und gleichzeitig hat in beiden Fällen die enthaltene Aufforderung für mich vor allem eine strukturierende Wirkung: Wie Reise und Berg lassen sich komplexe, schwierige Aufgaben in kleine Einheiten unterteilen.

Wenn ich also ein nächstes Mal vor dem sprichwörtlichen Berg einer großen Aufgabe stehe und zu verzagen drohe – dann darf ich mich daran erinnern, Schritt für Schritt vorzugehen und mir alles in bekömmliche Bröckchen einzuteilen.

PS: Ich kann kaum das Wort »Struktur« sagen, ohne das wahnsinnig großartig-rührende Blog von Wolfgang Herrndorf mitzudenken: »Arbeit und Struktur« (gibt es übrigens auch als Buch).