Ihr wisst schon, der mit dem Stein. Warum ich mich heute mit der mythischen Figur beschäftige, habe ich der Wochenzeitung DIE ZEIT zu verdanken: In ihrem Jahresrückblick in No. 51 vom 7. Dezember 2020 haben die Hamburger einerseits auf beeindruckende Weise durch das Auge der Literatur auf das zurückliegende Pandemie-Jahr geschaut, andererseits der Versuchung widerstanden, dies zu einer Verharmlosung werden zu lassen.
So kam ich also auf die S.-Darstellung Albert Camus‘: Sein »Mythos des S.« von 1942 gipfelt in dem berühmten Satz, wir müssten »uns S. als einen glücklichen Menschen vorstellen«. Warum? Wegen der Momente des Aufatmens auf dem Weg den Berg hinunter, dann »ist er seinem Schicksal überlegen. Er ist stärker als sein Fels.«
Das beruht vor allem auf dem Bewusstsein, S.‘ Bewusstsein seiner selbst, der Aufgabe, auch ihrer Vergeblichkeit. Dennoch oder auch eben deswegen ist »[s]ein Fels seine Sache«.
Meine Depression ist meine Sache, mein Fels. Indem ich sie nicht verleugne, sondern jeden Tag – mit wechselndem Erfolg – wieder den Berg hinaufzurollen versuche, bin ich stärker als mein Schicksal. S. ist auch ein Vorbild an Akzeptanz.
Wer an einer musikalischen Bearbeitung des Mythos interessiert ist, der höre mal »Cold Company« von Minus The Bear.