Scham

Die Belastungen, Einschränkungen und manchmal auch bloßen Eigenheiten, die mit psychischen Erkrankungen einhergehen, lösen häufig intensive Gefühle der Scham aus:

Wie erkläre ich, dass ich mich nicht in die Menschenmenge begeben kann? Ich denke, dass man mir ansieht, wie es mir geht! Möchte ich überhaupt gefragt werden, wie es mir geht – und antworte ich dann wahrheitsgemäß oder lege ich mir eine Floskel zurecht?

Die Reaktionen reichen von einer Beschränkung des zwischenmenschlichen Austauschs auf Oberflächlichkeiten bis hin zu völligem sozialen Rückzug. Ersteres beschreibt die Psychologie übrigens auch mit dem schön prägnanten Begriff »fassadären« Verhaltens (vgl. diesen Post von Psychiatrie to go, gaanz unten im Postscriptum).

Was tun gegen die Scham? Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) empfiehlt ja ziemlich grundsätzlich bei starken negativen Gefühlen, sie mit entgegengesetztem Verhalten und Denken anzugehen. Meines Erachtens bedarf es bei der auf psychischen Erkrankungen beruhenden Scham noch ein Weiteres: Nicht nachlassende Arbeit an gesellschaftlicher Offenheit, Toleranz und Akzeptanz.

Lasst uns über unsere Gefühle und Probleme reden, reisst die Fassaden ein! Denn psychische Belastungen gehören in die Mitte der Gesellschaft.