»Du bist ok, ich bin ok«: Eine goldene Regel der Kommunikation, bei deren Berücksichtigung Verletzungen zwischen den Sprechenden im Wesentlichen ausbleiben sollten. – Warum? Weil von der Person abstrahiert wird und dann jegliche Differenz, jeder Dissenz ein Disput um die Sache sein kann.
Dass ich dieses Lemma hier anführe, hat einen anderen Grund, aber dieselbe Struktur.
Depression ist auch deshalb so eine schwierige Erkrankung, weil die Symptome häufig von außen entweder kaum sichtbar sind – oder mit willentlichen Verhaltensweisen verwechselt werden können, also mit etwas, auf das die so seiende Person einen aktiven Einfluss nehmen könnte.
Beispiel gefällig? Stellen wir uns vor, ein Mensch mitten in schwerer depressiver Episode schafft es morgens nicht pünktlich zur Arbeit. (Ja, ich weiß, das ist ein bisschen klischeehaft; schließlich gibt es ganz viele von Depression Betroffene, die täglich früh und pünktlich aufstehen.) Die Chefin wird vielleicht sagen: »Was für eine faule, unzuverlässige Person.« Partner*in, Familie, Freunde werden sagen: »Wenn du dich nicht mehr anstrengst, wirst du deinen Job verlieren.« Hilft in einer akuten Depression natürlich nix.
Was hilft, ist zu sagen: »Ist okay, dass du gerade nicht kannst.« Das trennt zwischen Person und Erkrankung/Symptomen und sagt indirekt mit: »Du bist mir weiterhin wichtig.« Wenn gerade niemand in der Nähe ist, das für uns zu sagen, dürfen wir es uns sogar selbst sagen: »Es ist okay, dass ich gerade nicht kann. Heißt nicht, dass ich nicht will. Und auch nicht, dass das immer so bleiben soll.«
Ich danke Franky für den Hinweis auf den berührenden Artikel bei den Krautreportern.