Bewertung

Mistwetter, toller Film, mir gehts gut – unablässig bewerten wir Zustände und Eigenschaften unserer Lebenswelt, urteilen über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Der evolutionäre Nutzen ist leicht auszumalen: Sicherheit vor Gefahren, sozialer Zusammenhalt, Identität.

Geht uns aufgrund psychischer Belastungen dafür aber der rechte Maßstab minimal-selbstfürsorglicher »Normalität«(1) verloren, sehen wir alles schwarz, das Glas halb leer, überall Gefahren und überhaupt ist alles Scheiße, Deine Elli. Wer nicht den Titel dieser Webseite übersehen hat, wird nicht überrascht sein: Mich mit eifriger Unterstützung des inneren Kritikers die Downward Spiral hinabzufräsen, damit kenne ich mich aus.

Aber natürlich schreibe ich hier, um dem etwas entgegenzusetzen. Und obwohl ich ein großer Freund und Bewunderer gelingender Akzeptanz(2) bin – beinahe hätte ich »Jünger« geschrieben –, so wünsche ich mir doch manchmal einen Schuss positive appraisal style in meinen Urteilen.

Ich assoziiere mit appraisal ja immer irgendwie Positives. Ist aber Quatsch, der Begriff bedeutet schlicht »Bewertung«, vollkommen neutral. Also wünsche ich mir einen positive(re)n Bewertungsstil, denn die »Positive Apraisal Style Theorie of Resilience« (PASTOR) geht davon aus, dass wir mit solchen Bewertungen auf mehr Resilienz bauen können.

(1) Jaja, Normalität. Klar, dass die da in Tüdelchen gehören. Wer mir mit dem Kommentar käme, ich sei ja nicht normal, ey, dem böte ich hoffentlich immer (zumindest in Gedanken) die Fanta 4 an: »Ist es normal, nur weil alle es tun?«

(2) Vgl. a. Defusion.

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